Global Change / Terraforming

 

Das Nachgrollen des Urknalls ist immer noch zu hören, behaupten die Astrophysiker und verweisen auf die Hintergrundstrahlung, die das All erfüllt. Wir wollen‘s ihnen abnehmen, obwohl wir nichts hören.

 

Die Urerde, auf der alles wüst und leer war, ist immer noch zu sehen, behauptet Robert Zahornicky. Mehr noch, sie liegt direkt vor unseren Füßen. Nur geht es diesmal nicht auf Treu und Glauben. Denn Zahornicky hat den Anfang der Zeiten photographiert. Dutzendfach. Wir reiben uns die Augen in seiner Sehschule. und dann begreifen wir dieses apparative Genie dieses Künstlers, der eine Kamera zur Zeitmaschine umgebaut hat, ohne eine Schraube zu lösen, ein Bauteil hinzuzufügen.

 

Mit diesem wundersamen Gerät geht er im Wortsinn zu Boden, auf Tuchfühlung mit der Erde - und schon fliegen wir. Über grandiose Landschaften hin, zu exotischen Planeten oder eben in die mal von brodelnder Reaktionsbereitschaft, mal von elementarer Gelassenheit gezeichnete Frühgeschichte unseres eigenen Himmelskörpers.

 

Andrej Tarkowskij hat am Ende von Nostalghia den Umschlag einer Landschaft in eine kleine Innenwelt vorgeführt. Nicht weniger unvergeßlich ist das von Zahornicky ausgelöste umgekehrte Erlebnis der sprunghaften Transformation des betreten daliegenden, des Nebensächlichen, unscheinbaren, in der Aufmerksamkeits-konkurrenz ewig Unterlegenen in etwas, das uns so weit über ist, so herrisch ausgegrenzt wie ein Gebirgsmassiv oder ein Mars-Panorama.

 

Unberührte und unberührbare Natur wäre also mitten in der Hochziviliisation immer noch auf Schritt und Tritt zu finden? Gewiß. Nur ist ihre Wahrnehmung eine Frage der Einstellung des beherzten Unterschreitens der normalen Distanz. Robert Zahornicky hat das eingesehen, sich eingesehen in diese andere Welt, das Überirdische hienieden.

 

Seine Photos bezeugen die fortwährende Anwesenheit unvordenklicher Welten - und einer Zukunft, in der, Hintergrundstrahlung hin, Hintergrundstrahlung her, zumindest das Grollen unserer Zerstörungswut verhallt ist.

 

Ulrich Horstmann

Global Change / Terraforming

 

Astrophysicists tell us that the grumblings of the big bang can still be heard and point to the background radiation that fills outer space as proof. We may buy the theory, but we hear ... nothing.

 

According to Robert Zahornicky, primal earth, desolate and deserted, can still be seen. Moreover, it´s right at our own feet. In this case, we dont´t have to accept the thesis in good faith. For Zahornicky has captured the beginning of time on film. Time and time again. We peer through his lense and rub our eyes, and then grasp the technical genius of an artist who has turned an ordinary camera into a veritable time-machine without the twist of one screw or the addition of a single accessory.

 

Zahornicky uses this wondrus apparatus to get to the bottom of things - in the literal sense, eye to eye with ground zero ... where we are suddenly hurled into flight. We soar over grandiose landscapes, to exotic planets, or back to the ancient history of our own celestial body wich the witness in its fickle moodiness between seething wrath and elemental calm.

 

André Tarkovsky demonstrated at the end of Nostalghia how an entire landscape can be laid out in the nave of a gutted church. But Zahornicky shows us something equally unforgettable: the sudden shift when the downtrotten, negilible, inconspicuosly earth-bound things that bormally don´t arouse our attention become as commanding, masterly and intransigent as a monstrous massif or a Martian panorama.

 

Might there be an Ur-nature untouched and untouchable waiting to be found at every step of our so sophisticated civilisation? No doubt. But seeing it requires a spirited will not to heed the normal boundaries. And in just such an act of willful trespassing Robert Zahornicky has crossed over to a visionary beyond, to the supernatural below.

 

His pictures prove the unbroken presence of immemorial world - and a future that has finally hushed the sound and the fury of our destructive range.

 

Ulrich Horstmann / Translated by Peter Lillie

 

Global Change I, C-Print auf Alu, 110 x 150 cm · 1992

 

Global Change II, C-Print auf Alu, 110 x 150 cm · 1992

 

 Global Change III, C-Print auf Alu, 110 x 150 cm · 1992

 

Global Change IV, C-Print auf Alu, 110 x 150 cm · 1992

 

terraforming 1, Laserprint auf Alu, 13,5 x 28,5 cm · 1993

 

terraforming 6, Laserprint auf Alu, 13,5 x 28,5 cm · 1993

 

terraforming 2, C-Print, 20 x 30 cm · 1993

 

terraforming 3, C-Print, 20 x 30 cm · 1993

 

terraforming 4, C-Print, 20 x 30 cm · 1993

 

terraforming 7, C-Print, 20 x 30 cm · 1993

Reise zu den Quellen

 

Entwickelt wurden diese Arbeit im Rahmen des Projektes „Reise zu den Quellen“, das in Kooperation des Wiener Kunstvereins „museum in progress“ mit der Kuratorin Stella Rollig und den Austrian Airlines konzipiert wurde.

 

Obgleich die Fotos keine topografischen Bilder aus großer Höhe darstellen, scheinen sie ein Plädoyer dafür zu sein, eine differenzierte Sicht auf unseren Planeten einzunehmen.

 

 

Hartwig Knack

Journey to the Source

 

This serie was developed within the context of the project Journey to the Source that was conceived by the Vienna Art Foundation's museum in progress in cooperation with the curator Stella Rollig and Austrian Airlines.

 

Although not topographical pictures shot from a high altitude, the photos appear to enter a plea for taking a differentiated view of our planet.

 

 

Hartwig Knack / Translated by Peter Lillie

 

terraforming (Darwin)), C-Print in Rahmen, 64 x 20 x 30 cm, Gesamt 168 x 248 cm · 1993

Wandzeitung

 

Leonard von Pisa, genannt Fibonacci, abstrahiere im 13. Jahrhundert aus natürlichen Vermehrungsprozessen eine Reihe von ganzzahligen Verhältnissen, die "Fibonacci-Reihe". Sie wird durch Hinzuzählung der jeweils letzten Zahl gebildet (1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89, 144 …) Man findet die Fibonacci-Zahlen in den Proportionen des Goldenen Schnittes (5:8), in der belebten Natur (Schneckengehäuse, Verteilung der Blätter eines Baumes, Anordnung der Blütenblätter bei Rosen etc.) und heute kann man diese Maßrelationen auf molekulargenetische Ebenen zurückführen. Dabei hat sich gezeigt, dass sich die Proportionen des Goldenen Schnittes überall da vorkommen, wo Wachstum und Formerhaltung aufs Engste miteinander gekoppelt sind.

 

Bei meiner Arbeit für die Wandzeitung des museum in progress gehen die Zahlen ausgehend von 1994 (1994 + 144 = 2138) bei den elf Bildern um jeweils eine Fibonacci-Zahl weiter. Auch wenn niemand diese Reihe kennt, merkt er, dass die Abstände gegen Ende immer kürzer werden. Elf ist die fünfte Primzahl und die kleinste Repunitzahl. Darunter versteht man eine Zahl, deren Ziffern alle Einheiten sind. Wie jede Repunitzahl ist auch elf durch das Produkt ihrer Ziffern teilbar. Gemäß der neuesten physikalischen Theorie, der sogenannten Supersymmetrie, lässt sich der Raum am einfachsten als elfdimensional beschreiben.

 

Wandzeitung, museum in progress 01 · 1994

 

Wandzeitung, museum in progress 03 · 1994

 

Wandzeitung, museum in progress 05 · 1994

 

Wandzeitung, museum in progress 07 · 1994

 

Wandzeitung, museum in progress 09 · 1994

 

Wandzeitung, museum in progress 12 · 1994